Acts 10

Text: Apostelgeschichte 10,1-23 Kornelius läßt auf göttlichen Befehl Petrus zu sich holen; und Petrus folgt nach Anweisung einer himmlischen Erscheinung, diesem Beruf. Von hier an geht es nun mit der Bekehrung der Heiden in einen neuen wichtigen Schritt hinein. Zwar noch nicht soweit daß das Reich GOttes von den Juden genommen, und den Heiden gegebene wäre, aber doch so, daß nun ohne vorherige Gemeinschaft mit der jüdischen Kirche den Heiden alle Gnade und Güter des Neuen Testaments zuerkannt werden. Cäsarea war als die Residenz der heidnischen Regierung unter den Juden anzusehen. Von daher war der Ort und die namhafte Person bequem zu einem Werk, das Aufsehen machen sollte. Kornelius war nicht ohne Erkenntnis des GOttes Israels, aber doch ohne äußerliche Gemeinschaft mit der jüdischen Kirche. Almosen = Geben wird häufig von denen angeführt, welche nicht fern vom Reich GOttes waren, der Hochachtung des Irdischen widerstanden, und in welchen der Glaube, daß GOtt Vergelter sei, aufging. Daß sein Gebet auf mehrere Erkenntnis GOttes, und richtigere Unterweisung vom Weg des Lebens gegangen sei, ist aus der Art, wie es erhört worden ist, abzunehmen. Wie viel Aufwand fällt sonst auf die Erde, der nicht in das Gedächtnis vor GOtt hinaufkommt. Wie keimt eine solche Aussaat auf den Geist oft erst hervor, wenn wir selber nimmer so daran gedenken. - Das Kornelius befehligt wird, Petrus fordern zu lassen, und also Petrus ihm nachgehen mußte, zeigte desto deutlicher an, daß Kornelius sich nicht zum Judentum, sondern das Reich GOttes sich zu den Heiden wende. Petrus konnte noch das Haus eines Gerbers versorgen. Für seinen jetzigen angeblichen Nachfolger wäre kaum ein Schloß hinlänglich. - In der gewissenhaften Sorge des Kornelius für seine Seele, in seiner Bekümmernis, was er tun sollte, war schon ein ansetzendes Glaubensfünklein, auf das GOtt mit Wohlgefallen sah, und dem er nun aufzuhelfen sich die Stunde ersehen hatte. Wie noch jetzt Mancher unter allerlei Unwissenheit, Schrecken des Gesetzes, Sündennot kämpft, bis ihm so ein Wink kommt, was er tun soll, damit es zum Ergreifen des Heils und der Freiheit in JEsu bei ihm komme. Auch der vorherigen ordentlichen Regierung seines Hauses hatte Kornelius zu genießen, daß er nun Leute um sich hatte, denen er sich bei einem solchen Vorhaben anvertrauen konnte. Was gründet die GOttesfurcht für eine wohlanständige Vertraulichkeit in einem Hause. Der größte Herr kann sich nicht so viel Respekt und Liebe setzen, als ein Hausvater, der sein Haus göttlich regiert. Wenn man es auch nicht täglich bemerkt, so offenbart es sich in Hauptumständen. Wie Kornelius seinen Bescheid auf das Gebet empfing, so ging auch Petrus seiner nötigen Unterweisung auf gleichem Weg entgegen. Beim Entzücken wurden seine äußeren Sinne ganz geschlossen, und außer Gebrauch gesetzt, damit er zu diesem inneren Geschäft desto gesammelter wäre. In diesem Bilde wurde dem Petrus sein künftiger Amts = Segen vorgestellt, wie dabei zwar ein erwünschter Genuß und Sattwerden für all sein Geistesverlangen zu hoffen sei. Aber unter Verleugnung dessen, was der Natur sonst gewöhnlich und annehmlich, mit Unterwerfung unter GOttes Urteil und Wahl der Gnade, wodurch er erklärt, was vor Ihm angenehm und rein ist, mit welchem Urteil wir Alles sonst noch so scheinbare Grauen unseres Natur = und Weltsinns zu überwinden haben. Auch bei einem Apostel gingen die Aufschlüsse vom Willen GOttes durch vorläufige Bekümmernisse als durch gemäße Geburtsschmerzen. Das Zusammenkommen innerlicher Anregungen und äußerlicher Begebenheiten bietet einander noch oft die Hand, und fördert den Aufschluß vom Willen GOttes in Etwas. O GOtt, ich begehre keinen Vorrat von vielem Wissen auf einmal. Laß es mir nur bei einem jeden Fall an Erkenntnis Deines Willens nicht mangeln. Da schweige mir nur nicht! Auch die beste Sache braucht nicht allemal die höchste Eilfertigkeit, sondern eine Zeit von etlichen Stunden kann oft noch Vieles zu ihrer desto größeren Reife austragen. - Daß etliche Brüder von Joppe mitzogen, diente hintennach zu desto leichterer Überzeugung derer, welche einigen Anstoß an der Sache nahmen. So wird Manches der Freiheit und dem Gutbefinden der Gläubigen überlassen, sie aber werden darin doch so geleitet, daß sie das Beste treffen. O GOtt! Laß Dir alle meine Wege empfohlen sein. Text: Apostelgeschichte 10,24-33 Petri Ankunft und erbaulicher Empfang im Hause des Kornelius Wie oft hat man der Verwandtschaft und Bekanntschaft mit Bösen und Guten unvermutet zu genießen oder zu entgelten. Die Verwandten des Kornelius müssen sich auch sonst seiner als eines unter ihnen leuchtenden Lichtes bedient haben, und nun wollte er sie auch des - weiter an ihn gekommenen Gnaden = Antrags teilhaftig machen. Laß dich auch so sammeln und mitnehmen, wenn Dir Jemand Gelegenheit macht. Sammle hinwiederum auch du, wo du kannst. Man ist oft nur gar zu rückhältig gegeneinander, und fände oft mehr Eingang, als man vermutete. Ist aber das Schwert (Matth. 10:34-35) bei Jemandes Anverwandten nötig, so wird es einem der HErr JEsus auch zur rechten Stunde geben. Das Übermaß tut in geistlichen Dingen leicht Schaden. Deswegen hat Petrus auch der übermäßigen Ehrenbezeugung beim Eintritt in das Haus des Kornelius schicklichen Einhalt getan. Unter dem Bekenntnis: Ich bin ein sündiger Mensch , ist Petrus von dem HErrn JEsu in die Arbeit genommen worden, ein Menschenfischer zu werden. Und nun da ihm so ein guter Zug in dem Haus des Kornelius bevorstand, erinnerte er sich gar eigentlich: Ich bin auch ein Mensch. Auch in Verbergung seiner menschlichen Schwachheiten kann man es oft übertreiben, und sein gleiches Ansehen zu behaupten, sich manchmalen gar zu groß hinstellen. Niemanden kein Ärgernis geben, aber auch das Menschliche nicht so vertuschen, das Schwächere im Vertrauen zurückgeschlagen werden, ist die ebene Bahn hierin. Durch das Bekenntnis: GOtt hat mir gezeigt , tat er ihnen einen großen Dienst. Er erleichterte es ihnen nämlich, den ganzen Hergang desto gewisser als etwas Göttliches anzusehen, und sich nicht an die darunter waltenden Züge GOttes desto fester zu halten. Doch versäumt er auch nicht durch Fragen: Warum habt ihr mich fordern lassen? ihr Gewissen aufzuschließen. Heut zu Tag ist man hierin oft gar zu delikat, und meint, der Pfarrer solle einem Alles ansehen können, soll mit Trost und Unterricht herausrücken, ohne sich vorher durch Fragen den Weg zu bahnen. Aber solch halbverrückte und vertuschte Wahrheit hindert oft die Kur sehr. Des Kornelius wackere Erklärung:Wir sind hier gegenwärtig vor GOtt, zu hören Alles, was dir von GOtt befohlen ist , hat man mit gutem Bedacht in öffentliche Kirchen = Gebete vor der Predigt aufgenommen. Text: Apostelgeschichte 10,34-48 Petri Predigt von Christo, samt ihrem gesegneten Erfolg. Die aus der vorigen Unterredung gefaßte Zuversicht trug bei Petrus auch viel zum fröhlichen Auftun des Mundes bei; und das endlich durchgebrochene Licht, oder der Ausschlag in einer Sache, worüber vorher mancher Seufzer durch seine Seele drang, führte auch etwas erquickliches mit sich, deswegen es Paulus auch Eph. 3, 18 den Gläubigen als ein erwünschtes Wachstum vorhält, wenn sie mit allen Heiligen die Breite und die Länge, und die Tiefe und die Höhe der in Christo ausgebreiteten Liebe GOttes erreichen. Mußt du auch je und je vor manchem Scheideweg in Zweifels = Schmerzen hangen. Bete es nur fleißig durch, die lange in der Knospe gesteckte Blume wird sich schon noch vergnüglich aufschließen. - Israels bisheriger großer Vorzug hätte wohl in solchen Mißverstand gezogen werden können, als ob GOtt die Person ansähe. Durch das Evangelium aber ist auch diesfalls GOttes Gerechtigkeit und unparteiische Liebe weiter an das Licht gebracht worden, wie Er gern Jedem, der die Furcht vor GOtt so weit bei sich durchdringen läßt, daß sie einen Haß des Argen, und Lust zur Wahrheit wirkt, so zu Hilfe kommt, daß er nimmer dahinten bleibt. Mit den Anwesenden im Hause des Kornelius durfte Petrus nicht so weit vorne anfangen, wie nachmals Paulus mit anderen Heiden, welche GOtt bei dem Erweis seiner Gütigkeit in Regen und fruchtbaren Zeiten zu fühlen angetrieben wurden. Kornelius mit den Seinen wußte schon von der - mit Johannes angefangenen Erkenntnis des Heils, und hatte nur allermeist nötig, auf die Person JEsu von Nazareth, und was mit demselben im Leben und Tod, Leiden und Herrlichkeit vorging, näher gewiesen zu werden. Darunter brachte Petrus gar schicklich den Rat GOttes an, welchem gemäß Christi Reich nun durch Glauben aufgerichtet werden sollte, und deutet an, daß sie (die Apostel) durch die gesamte vorher an sie gewandte Lehre und Zucht Christi haben zubereitet werden müssen, daß die ihnen nach der Auferstehung widerfahrenen Erscheinungen sie vollends zu tüchtigen Zeugen von Christo machen konnten. Da sonst am übrigen Volk selbst solche Offenbarungen JEsu, des Lebendigen, weit nicht das Nämliche ausgetragen haben würden. Zum Glauben aber reizt der Apostel teils durch den Strahl, den er verleiht, daß der, so jetzt als der Menschheit Heil verkündigt werde, auch zum Richter verordnet sei, und also nach der Anwendung seiner Heils = Schätze fragen werde, und andernteils, daß aller Propheten Zeugnis sich ja auf dieses zusammenziehe, daß bei mächtig gewordener Sünde die Gnade noch viel mächtiger werden, und GOtt in diesem zum Heil gegebenen Namen Vergebung der Sünden und alle weitere Hilfe aus der Sünde schaffen wolle. Dieses Wort muß schnellen Glauben in diesen Herzen gewirkt haben, und auf diesen wurde der Heilige Geist zum Siegel gegeben, und damit ein Pfingstfest für die Heiden angestellt, zur Versicherung ihrer völligen Einverleibung in Christum. Damit gab GOtt diesen Neubekehrten aus den Heiden das nachdrücklichste Zeugnis, daß sie, ohne den Eingang durch Beschneidung nötig zu haben, durch die Taufe Jünger und Volk Christi werden könnten. - So ist das Wort GOttes noch jetzt das richtigste Mittel, den Heiligen Geist zu empfangen. Was du für ein Wort in dich nimmst, ein solcher Geist kommt in dich. Wer sich durch das Wort GOttes zur Furcht GOttes, zur Sorgfalt für sein Heil, zum Gehorsam der Wahrheit bringen läßt, der kommt unter den Gnadenwirkungen des Heiligen Geistes zu weiterer Erkenntnis Christi, findet bei dem HErrn JEsu Frieden, und erfährt unter Trieben zum kindlichen Beten und gottseligen Leben, was ihm für ein Geist geschenkt sei. Eben dieser Geist führt ihn aber auch immer weiter und erfahrungsmäßiger in das Wort GOttes hinein, lehrt einen das - zum Frieden des Gewissens und Belebung des Herzens Kräftigste daraus benutzen. Daß GOtt so Geist und Wort zusammengeordnet hat, schafft großen Nutzen. Zum Einen daß man am Wort GOttes immer einen richtigen Prüfstein dessen hat, was sich für Geist und Geistestrieb ausgeben will, daß man vor hohen über das Ziel gehenden Anmaßungen verwahrt wird. Zum Anderen, daß zuweilen die Erkenntnis aus dem Wort das geringere Maß der Geistesgaben erstattet, wie bei solchen Vorfällen oft das reichere Maß des Geistes den Mangel des Unterrichts im Wort erstattet hat.
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